Eine oft missverstandene buddhistische Praxis, die Achtsamkeit

Achtsamkeit, eine oft missverstandene buddhistische Praxis

In den letzten Jahren hat das Wort „Achtsamkeit“ in vielen Bereichen esoterischer Praktiken, Wellness-Retreats, psychologischer Praktiken, Achtsamkeitsbasierten Programmen (MBPs) und alltäglichen Gesprächen großen Anklang gefunden.
Für mich wurde es immer mehr zu einer leeren Floskel, einem Schlagwort oder einem Klischee; ähnlich wie „Seelenverwandter“ oder „Spirituell“.

Obwohl die Praxis der „Achtsamkeit“ tief im Leben eines Buddhisten verwurzelt ist, ist sie am Ende nur eine von 8 Praktiken des „8-fachen Pfades“.

Ich glaube, dass es eine große Diskrepanz gibt, wie der Westen die Achtsamkeitspraktiken und das Ethos, sowie deren Umsetzung übernommen hat. Und ich verstehe, der Osten ist nicht der Westen und gewisse Praktiken sind für uns im Westen tatsächlich schwer umzusetzen, geschweige denn sie in ihrer vollen Tiefe zu verstehen. MBPs haben eine gute Grundlage geschaffen, um die verschiedenen Welten zu verbinden, aber in der Praxis glaube ich, dass wir uns mehr mit dem Ethos der ursprünglichen Praktiken der „Achtsamkeit“ befassen und deren Einführung finden müssten.

Ein Beispiel ist das Ethos der MBP-Pädagogik, das den Fokus auf den Prozess legt. Die meisten Praktizierenden konzentrieren sich eher auf das Ergebnis.

Ein weiteres Beispiel ist das Ethos der MBP-Pädagogik, das das Erfahren betont.
Praktizierende hingegen betonen mehr die Schaffung eines Abstrakten, eines hypothethischen Bildes.

Dies wird letztendlich von der tiefsten und eindrucksvollsten Erfahrung ablenken, die jemand haben kann.

Und das sind nur 2 Beispiele.

Achtsamkeitsprinzipien sind vielschichtig und miteinander verflochten, sodass sie in gewisser Weise voneinander abhängig sind. Übt man eines aus, verbindet es sich mit einem oder mehreren der anderen Prinzipien. Die Prinzipien könnte man auch Einstellungen nennen.

Geduld ist jedoch zum Beispiel eines, das sich mit allen anderen verbindet. Dann gibt es noch Wertneutralität / Nicht-Urteilen, den Geist eines Kindes bewahren, Vertrauen, Akzeptanz, Nicht-Erzwingen, Loslassen und Liebe und Mitgefühl.

Für viele westliche Praktizierende ist das sehr schwer zu erreichen, da es sich auf unser gesamtes Wesen auswirkt und in so vielen Aspekten eine tiefgreifende Veränderung bewirkt, dass sie oft nicht erstrebenswert wird, weil wir uns bereits ein Bild davon gemacht haben, wer wir werden wollen, geschweige denn, wer wir sind.

Ich verstehe auch, dass für die westliche Welt eine zeitgemäße Version der ursprünglichen buddhistischen Achtsamkeitspraxis erforderlich ist. Dennoch kann nur das vollständige Verständnis der Achtsamkeitspraxis einem Praktizierenden eine fundierte Wahl ermöglichen.

Es gibt kein Richtig oder Falsch bei der Praxis der Achtsamkeit, aber wir werden nicht zu Buddhisten, nur weil wir Achtsamkeit üben.

Es ist ein bisschen wie:

Frage des einen an den anderen im Zentrum einer mitteleuropäischen Stadt: „Hast du schon mal chinesisches Essen gegessen?“ „Ja, natürlich, ich esse fast jede Woche Chinesisch!“

Eine häufige Antwort, und ja, wir haben fast alle schon mal in einem chinesischen Restaurant gegessen. Aber war es wirklich chinesisch oder nur eine an den europäischen Geschmack angepasste Version des Chinesischen?

Wenn wir jemals nach China gehen würden, würden viele der Gerichte, die wir kennen, gar nicht existieren oder ganz anders schmecken, als wir es gewohnt sind.

Das mag nicht überraschen, aber es ist das Gleiche mit dem buddhistischen Weg zur „Erleuchtung“.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass unsere Praktiken eine Version einer Praxis sind. Wenn wir den Unterschied kennen, können wir entscheiden, was wir wirklich wollen. Andernfalls nehmen wir uns die Wahl. Und das kann eine lebensverändernde sein.

Das Verständnis des Unterschieds wird uns vielleicht auch dabei helfen, leere Phrasen oder Klischees nicht zu überstrapazieren.

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